Depressionen – Symptome, Anzeichen und Hilfe

Was ist eine Depression? Anzeichen und Symptome.

Eine Depression ist eine psychische Störung, die sich durch vielfältige Symptome (Beschwerden) zeigen kann.

Mögliche Anzeichen und Hinweise auf eine Depression können sein:  

  • anhaltende, gedrückte Stimmung
  • Ermüdung oder Erschöpfung
  • Traurigkeit oder Unfähigkeit, zu trauern oder zu weinen
  • „Niedergeschlagenheit“
  • Freudlosigkeit
  • mangelnder Antrieb („Energielosigkeit“)
  • Interessenverlust
  • Pessimismus
  • Versagensgefühl
  • Schuldgefühle
  • Hemmung und Verlangsamung im Denken
  • Gedankenkreisen
  • Grübeln
  • Unruhe
  • Entscheidungsunfähigkeit
  • Beeinträchtigung des Konzentrationsvermögens
  • vermindertes oder mangelndes sexuelles Bedürfnis
  • reduziertes Selbstwerterleben und Selbstablehnung
  • sozialer Rückzug. 

Dazu können verschiedene körperliche Symptome und Beschwerden auftreten:

  • Appetitstörungen
  • Verdauungsstörungen  
  • Gewichtsveränderungen
  • Schlafstörungen
  • diffuse Schmerzzustände.

Zu den wichtigsten und im Hinblick auf die Prognose risikoreichsten Symptomen gehören Suizidgedanken.

Diese können spontan auftreten oder im Rahmen einer Gedankeneinengung oder eines Grübelzwangs immer wiederkehren. 10 bis 15% aller Patienten, die im Rahmen der Depression an wiederkehrenden Suizidgedanken leiden, sterben schließlich durch Suizid.

Warum werden Depressionen oft nicht erkannt?

Aufgrund ihres vielschichtigen Erscheinungsbildes werden Depressionen oftmals nicht erkannt.

Betroffene suchen aus Schamgefühlen, Unwissenheit oder Verdrängung oftmals keine Hilfe bei einem Arzt. Fachärzte für Psychiatrie oder Psychosomatik können mit ihrem Fachwissen und ihrer Erfahrung Depressionen schnell und sicher diagnostizieren und die notwendigen Therapiemaßnahmen (antidepressive Medikation, ambulante oder stationäre Psychotherapie, psychosoziale Maßnahmen etc.) einleiten.

Entsprechend dem Vorliegen und der Ausprägung der verschiedenen Symptome unterscheidet man leichte, mittelgradige und schwere depressive Episoden, die dementsprechend verschiedene Therapieansätze erfordern.

Bei richtiger Diagnose und Therapie können Depressionen in den meisten Fällen erfolgreich und dauerhaft behandelt werden.

Depressionen können in jedem Lebensalter auftreten, bevorzugt zwischen dem 30. und 40. Lebensjahr. Frauen sind dabei doppelt so häufig betroffen als Männer. Schätzungsweise leiden in Deutschland aktuell etwa vier Millionen Menschen, also etwa 5% der Gesamtbevölkerung, an einer Depression.

Was sind die Ursachen einer Depression?

Depressionen entstehen aus dem Zusammenwirken verschiedener Faktoren. Dazu zählen

  • eine genetische Veranlagung,
  • neurobiologische Störungen (im Gehirnstoffwechsel),
  • Psychosoziale Faktoren (bestimmte Entwicklungs- und Persönlichkeitsmerkmale)
  • sowie aktuelle Auslöser (Belastungs- und Konfliktsituationen im persönlichen oder beruflichen Umfeld).

Auf einer tieferen Ebene spielen unbewusste entwicklungspsychologische Faktoren, die im Rahmen der individuellen Lebensgeschichte (vor allem in der Kindheit) bedeutsam geworden sind, eine entscheidende Rolle.

Gibt es Hilfe bei Depressionen? Welche Therapiemöglichkeiten gibt es?

Depressive Episoden sind mit modernen Therapiemethoden gut heilbar, zumindest lassen sich in vielen Fällen die Symptome deutlich vermindern und die Lebensqualität entscheidend verbessern.

Dies setzt jedoch voraus, dass möglichst frühzeitig eine Diagnose gestellt wird und konsequent qualifizierte Behandlungsmaßnahmen eingeleitet werden. Bei unzureichender Diagnostik und Therapie besteht das Risiko immer wiederkehrender Symptome und einer Chronifizierung der Erkrankung.

Wesentliche Behandlungsansätze, die wissenschaftlich auf breiter Basis ihre Wirksamkeit bewiesen haben, sind

  • qualifizierte Psychotherapien und
  • antidepressive Medikation.

Insbesondere bei leichten bis mittelschweren Depressionen hat sich die qualifizierte Psychotherapie (geeignete Methoden wie die tiefenpsychologisch, psychoanalytisch oder verhaltenstherapeutisch fundierte Therapie vorausgesetzt) als gleichwertig wirksam erwiesen, wie eine Antidepressiva.

Bei schweren depressiven Episoden hat sich der Einsatz geeigneter Medikamente in Kombination mit einer Psychotherapie als überlegen erwiesen gegenüber einer Monotherapie (ausschließliche Psychotherapie oder Medikation).

Psychotherapien werden in der Regel ambulant (mit etwa zwei Wochensitzungen) durchgeführt. Je nach Art und Schweregrad der Depression sowie den individuellen Belastungsfaktoren kann auch eine stationäre Psychotherapie in geeigneter Einrichtung (Psychosomatische Kliniken, Psychotherapiestationen) indiziert sein. Dabei können verschiedene Therapieansätze kombiniert werden, die in der Regel ambulant nicht durchführbar sind (Einzelgespräche, Gruppentherapie, Kunsttherapie, Körpertherapie, Entspannungsmethoden etc.).

Durch diese Intensivierung der Therapie sowie das therapeutische Milieu mit Distanz zu alltäglichen Belastungssituationen kann ein wertvoller Baustein in der Therapiekette gesetzt werden.

Nach der Akutphase einer Therapie ist es sinnvoll, eine Erhaltungstherapie anzuschließen, um den Betroffenen weiter zu stabilisieren und Rückfällen entgegenzuwirken.

Was sind Antidepressiva?

In vielen Fällen (besonders bei Depressionen schwerer Ausprägung) ist es sinnvoll und notwendig, psychotherapeutische Maßnahmen durch eine geeignete Medikation zu unterstützen, da erst die Kombination beider Ansätze ausreichend Erfolg versprechen kann.

Die Durchführung medikamentöser Therapien obliegt dabei Fachärzten für Psychiatrie oder Psychosomatik bzw. ärztlichen Psychotherapeuten, die über die notwendige Qualifikation und Erfahrung verfügen. Psychologen oder psychologische Psychotherapeuten können und dürfen keine Medikamente verordnen, da sie hierfür nicht ausgebildet sind. 

Die Wirkung der verschiedenen Antidepressiva beruht darauf, den Mangel an körpereigenen Botenstoffen im Gehirn auszugleichen. Diese Botenstoffe dienen dazu, Nervenimpulse im Gehirn zu übertragen, die den vielfältigen Funktionen im geistigen und psychischen Erleben zugrunde liegen.

Bei Depressionen kommt es zu einer mangelnden Konzentration und Aktivität dieser Stoffe mit entsprechenden Symptomen. Je nachdem, welche dieser Neurotransmitter in ihrer Konzentration und Aktivität angeregt und verstärkt werden, unterscheidet man unterschiedliche Wirkstoffe. Es gibt die selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI), die selektiven Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer (SNRI), die dualen selektiven Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer (SSNRI), die Monoaminooxidasehemmer (MAO-Hemmer), trizyklische und tetrazyklische Antidepressiva, dopaminerg wirksame Substanzen sowie zahlreiche atypische neuere Antidepressiva, die allesamt ihre Wirksamkeit in zahlreichen klinischen Studien bewiesen haben und damit zur antidepressiven Therapie zugelassen sind.

Wie dieser kleine Überblick zeigt, ist die antidepressive Medikation sehr komplex und es bleibt der Qualifikation und Erfahrung des Behandlers (Facharzt für Psychiatrie, Facharzt für Psychosomatik, ärztlicher Psychotherapeut) überlassen, das individuell geeignete und wirksame Medikament, ggf. auch in einer Kombinationstherapie, zu bestimmen.

Da die meisten Antidepressiva ihre Wirkung erst nach einigen Wochen entfalten, ist bei der Behandlung Geduld und Konsequenz gefragt. In der Regel müssen Antidepressiva noch weiter eingenommen werden, wenn die Depression bereits deutlich gebessert ist, um das Risiko eines Rückfalls oder einer Chronifizierung zu vermeiden.

Welche weiteren Therapieverfahren gibt es?

Psychotherapie und antidepressive Medikation gehören zu den Standardverfahren, die primär und grundsätzlich zur Behandlung von Depressionen eingesetzt werden und ihren Nutzen in zahlreichen klinischen Studien bewiesen haben. Darüber hinaus können bei mangelndem Ansprechen auf diese Ansätze (sogenannte „Therapieresistenz“ oder Chronifizierung) oder bei individuellen Begebenheiten (Unverträglichkeiten bei der Medikation, mangelnde Voraussetzungen für eine Psychotherapie, wie unzureichende Motivation oder begrenzte Einsichtsfähigkeit) weitere wirksame Therapieformen eingesetzt werden.

Durch die Wachtherapie, wobei entweder eine vollständig durchwachte Nacht oder ein Wachbleiben in der zweiten Nachthälfte hergestellt wird, zeigen viele depressive Patienten eine deutliche Besserung der depressiven Symptomatik. Allerdings hält dieser Effekt meist nur kurzfristig an.

Die Lichttherapie ist oftmals bei saisonalen Depressionen („Winterdepression“) hilfreich. Hierbei wird therapeutisches Licht (10.000 Lux Helligkeit), das weitgehend dem Sonnenlicht entspricht, eingesetzt. Die Patienten müssen sich täglich etwa eine Stunde vor ein Gerät setzen, das diese Lichtstrahlen aussendet.

Die Elektrokrampftherapie (EKT) wird vor allem bei schweren depressiven Störungen oder bei therapieresistenden Depressionen (mangelndes Ansprechen auf verschiedene psychotherapeutische und medikamentöse Ansätze) eingesetzt. Unter einer Kurznarkose (die von einem Facharzt für Anästhesie durchgeführt wird) werden kurze Stromimpulse an das Gehirn weitergeleitet, die zu einem kontrollierten Krampfanfall, ähnlich wie in der Epilepsie, führen. Dabei werden vermehrt Neurotransmitter (Botenstoffe wie Serotonin, Dopamin, Noradrenalin) ausgeschüttet. Zudem können neue Nervenzellen gebildet werden.

Die Methode ist frei von Nebenwirkungen und hat sich in klinischen Studien als überaus wirksam erwiesen. Wegen vielfältiger Vorurteile und der damit mangelnden Akzeptanz kommt das Verfahren nur selten zum Einsatz und bleibt entsprechenden Fachambulanzen (meist an universitären Einrichtungen und Kliniken) vorbehalten.